An einem Samstag Mitte Mai machten sich acht Helfende aus unserem Ortsverband auf den Weg nach Mittelfranken. Der THW Ortsverband in Erlangen war das Ziel und wir folgten einer Einladung von Matthias Marschner zu einer Ausbildung der etwas anderen Art!
In letzter Zeit häufen sich in den Medien Berichte über verunfallte Großtiere; meist Pferde oder Rinder, die in oft ländlicher Gegend in Not geraten sind. Ob das ein Sturz in eine Güllegrube, ein Ausbrechen aus eingezäunten Weideland oder eine Kollision im Straßenverkehr ist, ist hier erstmal unerheblich. In den meisten Fällen geht es aber darum, das Tier von weiterer Gefahr für sich und andere abzuwenden und dem Tier eine möglichst stressfreie Rettung zukommen zu lassen. Da solche Rettungsszenarien nicht alltäglich oder gar Routine sind, nutzten wir die Gelegenheit, an einer Ausbildung zur Großtierrettung teilzunehmen.
Wir trafen uns in der Früh im Ortsverband Erlangen und Matthias Marschner, einer von sehr wenigen Ausbildern zum Thema Großtierrettung, empfing uns mit Kaffee zu einem ersten lockeren Gespräch mit der Einführung in die Thematik. Dabei ging es um die rechtlichen Grundlagen zum Thema Tier und zur Rettung derselben im besonderen, die Anatomie eines Großtieres am Beispiel Pferd sowie um grundlegendes Basiswissen um Pferde, die Haltung der Tiere und ihre Eigenarten. Durch die ländliche Lage unseres Ortsverbandes haben die meisten unserer Teilnehmenden, zumindest als Kind, Erfahrung mit Großtieren gemacht. Einige haben noch immer Tiere im Stall oder nutzen Pferde zur aktiven Freizeitgestaltung. Nach der Einführung konnten wir die in der Theorie besprochenen Rettungsmöglichkeiten an einem Pferde-Modell probieren. Matthias hat dazu in liebevoller Arbeit ein Pferd aus Holz als Übungsobjekt gebaut um damit eine realitätsnahe Übung zu gewährleisten. An diesem Modell übten wir bis zur Mittagspause das Drehen des liegenden Pferdes mittels Hebebändern und Schäferstecken. Das gelang uns soweit ganz gut und wir konnten erste Berührungsängste mit dem großen und schweren „Tier“ abbauen.
Nach dem Mittagessen verlegten wir unseren Übungsort in den privaten Offenstall mit zwei Pferden von Matthias. Der Fokus dieses Übungsteils lag ganz klar auf dem Kontakt mit dem lebenden Tier. Matthias zeigte uns, wie einem Pferd ein Halfter angelegt wird, wie es geführt und beruhigt wird und auch wie es möglich ist, einem Pferd Bewegungseinschränkung zur eigenen Sicherheit zu verschaffen! Matthias´ Tiere sind in diesen Ausbildungen geübt und waren in ihrer Ruhe und Gelassenheit sehr gute Co-Ausbilder für uns.
Danach durfte jeder unserer Teilnehmenden selber Kontakt zum Pferd aufbauen; die Tiere ein paar Runden am Strick führen, versuchen, sich als Mensch durchzusetzen und dem Tier Sicherheit zu geben! Das gelang mal besser, mal schlechter … Tiere haben immer ihren eigenen Willen und uns wurde durch die Übung bewußt, dass eine Großtierrettung in vielen Bereichen nur mit viel Ruhe, Ansprache des Tieres und eigener Entspanntheit erfolgreich sein kann. Der Nachmittag klang damit aus, dass uns Matthias noch das Auf-, bzw. Absatteln des Pferdes zeigte und uns auch demonstrierte, wie wir ein Pferd aus einem Kutschgeschirr befreien können.
Alles in Allem war es ein fantastischer und sehr lehrreicher Tag in Erlangen. Wir genoßen die ungewohnte Übungsatmosphäre und den Kontakt mit den Tieren. Matthias ist ein sehr guter Ausbilder und wir danken ihm für die Zeit, die er mit uns verbrachte.